Die Kursfahrt vom 5. bis zum 11. Juli führte uns, 15 Schülerinnen und Schüler sowie Frau Meise und Herrn Dr. Zumbrink, nach Krakau. Neben der Besichtigung Krakaus besuchten wir zwei Tage das Konzentrationslager Auschwitz und arbeiteten vor Ort im Archiv.
Am Freitag, den 5.07. in der Frühe, stiegen wir in Bielefeld in den Zug Richtung Düsseldorf Flughafen, von wo aus wir nach Krakau flogen. Angekommen in Krakau bezogen wir unser Hotel, welches sich besonders durch seine Nähe zum zentralen Hauptplatz der Krakauer Altstadt, dem Rynek, auszeichnete. Um einen ersten Eindruck von Krakau zu bekommen, suchten wir diesen noch am Nachmittag auf. Uns allen gefiel Krakaus Altstadt auf Anhieb sehr gut, nicht zuletzt wegen ihrer Lebhaftigkeit und der vielen schön hergerichteten Gebäude. Dieser Eindruck verstärkte sich am nächsten Tag, als wir während einer vierstündigen Stadtführung, mehr über die Sehenswürdigkeiten und die Geschichte Krakaus erfahren konnten. Dabei besuchten wir unter anderem die Tuchhallen, die ehemalige Stadtmauer und den Wawel, bei dem es sich um die ehemalige Residenz der polnischen Könige handelt. Zudem sahen wir diverse Kirchen, wobei wir wegen der großen Anzahl nicht einmal annähernd alle besuchen konnten. Die Stadt wird deshalb, wie wir erfuhren, die „Stadt der Kirchtürme“ in Polen genannt.
Am Sonntag gingen wir in das jüdische Viertel Krakaus, Kazimierz, wo wir uns eine Synagoge und einen jüdischen Friedhof anschauten und währenddessen viel über die jüdischen Traditionen und die jüdische Lebensweise erfahren konnten. Danach schauten wir uns im ehemalige Ghetto Krakaus das aus 70 überdimensionalen Stühlen bestehende Mahnmal an. Diese 70 Stühle stehen symbolisch für die 70.000 Krakauer Juden, von denen der allergrößte Teil ermordet wurde.
Danach besuchten wir die Fabrik von Oskar Schindler. Heutzutage befindet sich in dem Gebäude ein Museum, das die Zeit der deutschen Besatzung in Krakau thematisiert. Nach dem Besuch dieser Ausstellung nutzte ein Teil der Gruppe die Gelegenheit und ging zum Konzentrationslager Plaszow, um welches es in dem Film „Schindlers Liste“ geht. Dieses KZ liegt etwas außerhalb der Krakauer Innenstadt, ist jedoch von der Fabrik Schindlers aus fußläufig zu erreichen. Heutzutage ist von dem KZ nicht mehr viel zusehen, bis auf einige der jüdischen Grabsteine, die zum Pflastern der Straße genutzt wurden.
Am Montagmorgen fuhren wir eineinhalb Stunden mit dem Bus zum Stammlager des KZ Auschwitz, auch Auschwitz I, genannt, das wir während einer Führung besichtigten. Neben dem Gelände schauten wir uns die Ausstellungen in den Baracken an. Besonders schockierend war für viele von uns die ungeheure Menge an Haaren, Schuhen, Koffern, auf denen teilweise Namen zu lesen sind, und vielen weiteren Gegenständen. Diese wurden den Menschen nach ihrer Ankunft in Auschwitz weggenommen. Die Gegenstände, die nach der Befreiung von Auschwitz gefunden wurden, wurden in den Baracken zu großen Bergen gestapelt und geben eine Ahnung davon, wie viele Menschen in Auschwitz ermordet wurden. Dies wurde uns ebenfalls durch das „Buch der Namen“ verdeutlicht, in dem alle im Zuge des Holocaust ermordeten und identifizierten Personen namentlich aufgeführt sind. Dort fanden wir auch die Namen der aus Halle deportierten Juden, für die im letzten Januar Stolpersteine verlegt worden sind.
Am Nachmittag hatten wir den ersten Teil unserer Arbeit im Archiv. Dabei arbeiteten wir in Kleingruppen zu den Themen Kinder und Frauen in Auschwitz, Fluchtversuche und pseudomedizinische Experimente. Am Ende präsentierten wir den anderen Gruppen unsere Ergebnisse.
Am nächsten Tag ging es für uns nach Auschwitz-Birkenau, dem Vernichtungslager des Auschwitz-Komplexes. Als erstes stiegen wir in das Torhaus, das auf den bekannten Bildern der Schienen, die in das Lager hineinführen, ebenfalls zu sehen ist. Von dort aus kann man einen Großteil des Geländes überblicken und dort gewannen wir zum ersten Mal ein Gefühl für die extreme Größe des Geländes. Diese überraschte und schockierte uns. Im weiteren Verlauf der Führung schauten wir uns die Wohnbaracken, eine Kinderbaracke, die Rampe, an der die Menschen nach ihrer Ankunft selektiert wurden, die gesprengten Gaskammern sowie das Mahnmal an.
Am Nachmittag waren wir erneut im Stammlager und arbeiteten im Archiv. Dieses Mal waren die Themen die SS und das Sonderkommando von Auschwitz-Birkenau. Durch die große Menge an Dokumenten und Quellen, die uns zur Verfügung gestellt wurden, hatten wir an beiden Tagen die Möglichkeit uns intensiv mit den Themen auseinanderzusetzen und konnten insbesondere etwas über einzelne Schicksale erfahren und eine genauere Vorstellung vom Leben in Auschwitz durch Berichte von Überlebenden gewinnen.
Am letzten Tag unserer Kursfahrt unternahmen wir bei schönem sonnigen Wetter eine Fahrradtour entlang der Weichsel, die uns zu einem Kloster führte. Dort stärkten wir uns mit Kuchen, bevor wir uns auf die Rückfahrt begaben. Den Abschluss unserer Kursfahrt bildete ein gemeinsames Abendessen.
Insgesamt hat uns allen die Kursfahrt sehr gut gefallen und viel Spaß gemacht. Dabei gelang die Balance zwischen den Tagen in Krakau und denen im Konzentrationslager. Während der zwei Tage in Auschwitz haben wir nicht nur viel Neues über die Zeit des Nationalsozialismus und die dahinter stehende Ideologie erfahren, sondern auch eine genauere Vorstellung entwickeln können, was die verfolgten und ermordeten Menschen erleiden mussten.
Wir können allen die Stadt Krakau nur wärmstens für einen Besuch empfehlen, da sie kulturell und architektonisch Vieles zu bieten hat. Zudem denken wir, dass man durchaus einmal in seinem Leben in Auschwitz gewesen sein sollte, da es für uns die Zeit und die Geschehnisse des Nationalsozialismus deutlich greifbarer gemacht hat.
Norea Beaujean, Q2 LK GE, Fr. Meise